Thea Eichholz-Müller im Gespräch mit Ralf Hermann
für Gerth Medien, 01/2005
Thea Eichholz-Müller kennen viele als Sängerin von Layna und der Musik-Kabarettgruppe „Die Mütter“. Jetzt liegt ihre erste Solo-CD vor. Im Interview berichtet sie von ihren Erfahrungen der vergangenen Jahre während der schweren Krebserkrankung ihres Mannes. Und von ihrem Alltag als allein erziehende Mutter und Musikerin.
RH: Viele kennen dich bereits als Sängerin von Layna. Was ist musikalisch der Unterschied zwischen Layna und deiner neuen CD „Breite deine Flügel aus“?
TEM: Layna stand für den Trio-Sound von Bernd-Martin, Ingo Beckmann und mir. „Breite deine Flügel aus“ ist nun eine Solo-CD. Lediglich ein Song wird – inhaltlich begründet – von Ingo gesungen. Diese CD klingt den Themen entsprechend durchgehend ruhiger. Aber, wie ich finde, auch noch mehr wie „aus einem Guss“ als bisherige Layna-Produktionen.
RH: Wie ist denn der Titel-Song entstanden?
TEM: In dem Jahr der Krankheit meines Mannes saß ich abends oft völlig k.o., mutlos und voller Ungewissheit, was noch auf uns zukommt, am Bett unserer Kinder. Felix, damals 2 Jahre, wünschte sich immer wieder „das Lied mit den Flügeln“ („Breit aus die Flügel beide ...“). Und während ich es für ihn sang, wurde mir bewusst, wonach sich mein Herz so sehr sehnt ... („Bei dir suche ich Zuflucht, bei dir bin ich geborgen wie ein Küken, das sich unter die Flügel seiner Mutter flüchtet, bis das Unwetter vorübergezogen ist.“ Psalm 57,2)
RH: Was war deine wichtigste Erfahrung in den vergangenen beiden Jahren, als du Abschied von deinem Mann nehmen musstest?
TEM: Gott lässt mich nicht zuschanden werden, er ist da – in jedem tiefen Tal. Und: Wer solch eine Familie und solche Freunde hat wie ich (wir), der ist gesegnet!
RH: Ein Song trägt den Titel „Dennoch“. Was würdest du heute Leuten sagen, die ähnliche Grenzsituationen durchleben, wie du sie erlebt hast? Ist es so einfach zu sagen: „Dennoch bleibe ich stets an dir“?
TEM: Ein „Dennoch“ ist nie einfach. Es ist nicht mit einem „Sich-auf-die-Schulter-Klopfen“ und „Das-schaffen-wir-Schon“ getan. Mich hat ein Vers in der Zeit sehr geprägt: „So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit.“ (1. Petrus 5,6) Wenn alles über uns zusammenschlug und die Kräfte verbraucht waren, war ich versucht zu sagen: „Gott, ich will nicht mehr mit dir reden, mich nicht mehr unter deine Hand beugen müssen. Ich will einfach nur enttäuscht und zornig sein dürfen, dass es uns so an die eigenen Grenzen bringt.“ Und dann las ich weiter Vers 7: „Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.“ Diese Aufforderung der Bibel halte ich meinem Gott entgegen – und mir vor Augen! Er sorgt für uns.
RH: Wie bekommst du das auf die Reihe, Hausfrau und Mutter von zwei kleinen Kindern und zugleich als Sängerin aktiv zu sein?
TEM: Sagen wir mal so: Ich bin da noch eine Lernende ... Und ich muss viel Unterstützung von außen annehmen, was mir nicht immer leicht fällt.
RH: Was regt dich in deinem Alltag am meisten auf und womit kann man dir eine Freude machen?
TEM: Zu 1: Alles gleichzeitig „behandeln“ zu müssen: Kinder, Konzertprogramm, Mittagessen, Steuer, Autoreparatur, Interviews ... Zu 2: Wenn man mir Winterreifen besorgt und sie auch noch aufzieht ...
RH: Was hat sich bei den Aufnahmen zu der CD verändert? Bist du jetzt auch die Chefin, die sagt, wie es gemacht wird?
TEM: Ich denke, ich war auch vorher schon in vielen Dingen „Chefin“, z. B. was das Songwriting, Konzertprogramme oder Moderationen anging. Doch nun muss ich manches allein verfechten, wo mir mein Mann früher Unterstützer war. Das ist noch ungewohnt und bisweilen auch anstrengend. Doch was die CD-Produktion angeht, fühlte ich mich bei Lothar Kosse als Freund und Produzent mehr als gut aufgehoben. Er hat meine musikalischen Vorstellungen und Wünsche sehr feinfühlig umgesetzt.
RH: Wann kann man dich mal live sehen und hören?
TEM: „Die Mütter“ gehen im Frühjahr 2005 mit neuem Programm auf Tour. Außderdem stehe ich für Solo-Konzerte zu „Breite deine Flügel aus“ zur Verfügung.