Konzert am 2.4.2006 in 89547 Gerstetten
Lieder mit Mut machender Botschaft: Die 39jährige, früh verwitwete Thea Eichholz-Müller sang im Gerstetter Gemeindehaus.
"Sieben Tage Nasebohrn ...": Thea Eichholz-Müller besang im gut besuchten Evangel. Gemeindehaus Situationen, die jeder kennt. Und solche, die man keinem wünschen möchte. Wichtig: Ihre (sehr ehrlichen) Lieder sind Mutmacher.
Von Thomas Grüninger. Wenn man es genau nimmt, war es schon fast ein kleines Wunder, dass Thea Eichholz-Müller ihren Einsatzort Gerstetten überhaupt erreicht hat: Nicht nur, dass sie singend eingestehen musste, mit elektronischen Wegweisern ihre Schwierigkeiten zu haben ("Schuld ist nur der Navigator") – nein, kurz vor Erklimmen der Schwäbischen Ostalb hat auch noch ein Bandmitglied gemutmaßt, dass Gerstetten wohl bei München liegt. Nun ja, man kann nicht alles wissen.
Trotzdem: Thea Eichholz-Müller ist angekommen – in doppeltem Sinne. Sie hat nicht nur das evangelische Gemeindehaus in Gerstetten erreicht, sondern auch die Herzen ihrer Zuhörer.
In mehrfacher Hinsicht war es ein bemerkenswertes Konzert: Zum einen sind die musikalischen Qualitäten von Thea Eichholz-Müller und ihrer fünköpfigen Begleitband schon ein Genuss für sich. Sie versteht es, mit wohlklingender Stimme zu akzentuieren, würzt als kabarett-erprobte Darstellerin ihre Lieder auch schon mal mit schauspielerischer Mimik und darf sich von Vollblut-Musikern umgeben wissen – allen voran dem Gitarristen Peter Schneider, der auch mit einem Solo beeindruckte.
Das harmonische Sextett hat schnell die Lacher auf seiner Seite, wenn Frontsängerin Thea von "einer Woche Langeweile, sieben Tage Nasebohrn" singt, über ihr Elefanten-Gedächtnis sinniert oder sich als Pianisten-Versteherin zu erkennen gibt.
Doch die 39-jährige Sängerin hat weit mehr zu sagen, als in diesen alltäglich-oberflächlichen Entdeckungen zum Ausdruck kommen kann: Thea Eichholz-Müller ist bekennende Christin. Vor drei Jahren verlor sie ihren Mannn nach einer Krebserkrankung. Erfahrungen während der Leidenszeit und nach dessen Tod prägen viele ihrer Lieder. Dabei verteilt die Mutter zweier Söhne im Alter von vier und sieben Jahren keine Patentrezepte nach dem Motto "So kommt man sicher durch die Krise". Nein, was die Botschaft wertvoll macht, ist der Aspekt, dass sie ehrlich ist.
Ehrlich genug, um unumwunden zuzugeben, dass dieser tragische Verlust nicht nur unendlich schmerzhaft war, sondern auch viele Fragen aufwirft – gerade in Bezug auf ihre Beziehung zu Gott.
Thea Eichholz-Müller lässt tief in sich hineinblicken ("So ist mein Herz"), sie hadert mit ihrem himmlischen Vater – und sucht und findet doch gerade bei ihm Geborgenheit ("Breite deine Flügel aus"). Dass sie trotz ihrer schweren Lebensumstände singen kann "Du bist unbegreiflich gut zu mir", das lässt aufhorchen. Ihr Leben ist kein Leben, das allein auf der Sonnenseite beschritten wird. Ihr Leben handelt von einer Liebesbeziehung, die den größten Sturm überdauert hat. Wo ist eine Botschaft, die mehr Mut macht?
Es ist ihr Glaube, aus dem sie Kraft schöpft und der über all die unbeantworteten und wohl noch immer schmerzhaften Fragen hinaus etwas erkennt, was ewigen Bestand hat. So singt sie aus der himmlischen Perspektive ihres Mannes: "Wenn du mich sähst, weintest du um dich und nicht um mich."
Thea Eichholz-Müller hat Mut gemacht. Für die Zuhörer des von Sabine Bohnacker organisierten Konzerts im vollbesetzten Gemeindehaus war es ein Trost, dass sie den Weg nach Gerstetten fand. Trotz Navigator und geographischer Schwächen des Begleitpersonals.
[Thomas Grüninger in "Heidenheimer Neue Presse", 2. April 2006]