Wenn man über zehn Stunden miteinander in einem kalten, lauten, langsamen Tourbus sitzt, muss man sich schon ein bisschen kennen und mögen, um dann noch Nerven und Lust zum Dichten zu haben. Wir hatten sie:
Welche Nummer hat mein Trikot?
Ist mein Nacken gut rasiert?
Hab ich Haare auf dem Rücken,
Sommersprossen, die verziern?
Ist mein Hintern schlaff und wabblig
oder ist er stramm und voll?
Sind die Schultern breit und kräftig?
Stark? Athletisch? Oder nicht so toll?
Sag mir bitte ehrlich,
wie seh ich von hinten aus?
Leider kann ich mich nicht sehen.
Sags mir bitte frei heraus!
Kann ich gut Kritik vertragen?
Hörst du Lob aus meinem Mund?
Hörst du mich zu häufig klagen?
Male ich die Welt zu bunt?
Kann ich auch mal zuhörn, schweigen?
Red ich wie ein Wasserfall?
Mache ich dir Mut zum Leben
oder sing ich immer nur in Moll?
Sag mir bitte ehrlich,
welches Bild hast du von mir?
Leider kann ich mich nicht sehen.
Sag´s mir, ich vertraue dir!
Ohne Brille, ohne Mundschutz,
ohne Netz und ohne Scheu.
Ich will deine Meinung wissen,
Weizen trennen von der Spreu!
Nenn es Risikobegegnung –
ich, ich nenn es ehrlich sein.
Wenn wir nicht die Wahrheit sagen,
sind wir auch mit Freund allein.
Text: Thea Eichholz-Müller und Ingo Beckmann
Musik: Thea Eichholz-Müller und Bernd-Martin Müller
Arrangement: Florian Sitzmann
© 2000 Musikverlag Klaus Gerth, Asslar
Dieser Song ist zu finden auf dem Album: "Wohin sonst"